Wöhrden - Nicht alle Tüftler, die alles außer Hochdeutsch können, sitzen auf der schwäbischen Alb, wie ein Werbespot für Baden-Württemberg behauptet. Auch in Schleswig-Holstein gibt es Tüftler, die weit mehr als das Hochdeutsche beherrschen. Zum Beispiel in Wöhrden bei Büsum, diesseits des Deiches. Hier entwickelt und produziert die SCHEER Heizsysteme GmbH innovative Ölbrenner - und das seit 1953.

"Wir verfügen über einen enormen Erfahrungsschatz", meint Nicole Schroeter, Geschäftsführerin bei SCHEER. Einige der etwa 30 Beschäftigten, "Bastler und Tüftler", wie Schroeter sagt, arbeiten bereits seit 30 Jahren bei dem Hersteller von Heizsystemen. Nicole Schroeter selbst kam erst Anfang 2005 zu SCHEER, nachdem das Unternehmen ein Jahr zuvor aus einer Insolvenz heraus neu gegründet worden war. Der Neuanfang zeigt, dass das finanzielle Ende nicht das wirtschaftliche Ende sein muss. Dank neuer Vertriebsstrukturen und neuer Produkte stellte SCHEER sich neu auf, wie es aussieht mit Erfolg. "Der Schwerpunkt unseres Marktes liegt in Norddeutschland. Mittlerweile sind wir aber auch im Süden vertreten, vor allem in Bayern", berichtet Schroeter. Die Geschäftsführerin rechnet für das Unternehmen mit einem jährlichen Wachstum von zehn Prozent. Im Jahr 2005 erzielte SCHEER einen Umsatz von drei Millionen Euro.

Technisch baut SCHEER auf die Brennwerttechnik (siehe nebenstehendes Stichwort). "Wir setzen uns auf dem Markt von den Mitbewerbern dadurch ab, dass wir anders sind", erklärt Projektleiter Klaus Lüking. Denn während viele Konkurrenten Monoblock-Ölbrenner bauten, bei denen es nur einen Antrieb für die Luft- und Ölzufuhr in den Verbrennungsraum gebe, stelle man bei SCHEER Duoblock-Brenner her. Diese führen Luft und Öl mit zwei getrennten Antrieben dem Verbrennungsprozess zu. Diese Trennung erlaube einen flexiblen Einbau der Brennerkomponenten in den Heizkessel, so Lüking. Außerdem erreiche man bei den SCHEER-Brennern durch ein höheres Gemisch von Öl und Luft, das bei der Verbrennung durch eine blaue Flamme sichtbar werde ("Blaubrenner"), eine besonders saubere und effiziente Verbrennung. "Unsere Geräte erzielen Wirkungsgrade von 104 Prozent und eine Rußziffer von 0,0. Ruß-Emissionen sind somit nicht nachweisbar", betont Lüking.

Die Ölbrenner verkauft SCHEER zum einen an die Hersteller von Heizungskesseln wie VERITHERM, zum anderen an Heizungsinstallateure. Daneben kauft SCHEER auch selbst Komponenten zu und komplettiert diese mit den eigenen Ölbrennern zu Heizungsanlagen, den "Units", die dann direkt an die Installateure geliefert werden. Jährlich bis zu 3000 Ölbrenner und über 400 Units unterschiedlicher Bauart verlassen die Wöhrdener Produktionshallen.

Stichwort Brennwertnutzung

Es scheint, als setze die Brennwerttechnik die Gesetze der Physik außer Kraft: Brenner, die nach diesem Prinzip arbeiten, erreichen Wirkungsgrade von über 100 Prozent. Es wird bei der Verbrennung also scheinbar mehr Energie gewonnen, als im Brennstoff steckt. Aber eben nur scheinbar. Denn bei der Berechnung von Wirkungsgraden für Heizungen wird vielfach vom Heizwert der Brennstoffe ausgegangen, nicht von deren Brennwert. Der Brennwert ist aber ist die gesamte Energiemenge, die im Brennstoff enthalten ist und die bei einer vollständigen Verbrennung frei wird. Sie beinhaltet auch die Wärme, die im Wasserdampf steckt, der bei der Verbrennung entsteht. Der Heizwert dagegen berücksichtigt diese im Wasserdampf steckende Wärme nicht.

Die Brennwerttechnik gewinnt die im Wasserdampf enthaltene Energie, die "latente Wärme", durch Abkühlen (Kondensieren) zurück. Dadurch lässt sich die Energie des Brennstoffs nahezu vollständig nutzen. Aufgrund des unterschiedlichen Wassergehaltes sind das bei Erdgas bis zu elf Prozentpunkte und bei Heizöl bis zu sechs Prozentpunkte. Addiert man diese zusätzlichen Prozentpunkte dem auf den Heizwert bezogenen Wirkungsgraden hinzu, kommt es zu den kuriosen Werten über 100 Prozent.

Kieler Nachrichten vom 18.07.2006, von Jörn Radtke

SCHEER Heizsysteme der Extraklasse